Häusliche Pflege vs. Pflegeheim

Heike erzählt über ihren inneren Konflikt bei der Wahl der Pflegesituation ihres Vaters

Portrait von Heike
Heute würde ich bei der Pflege meines Vaters vieles anders machen.

Heike

Wer bist du?

Mein Name ist Heike, ich bin 64 Jahre alt und seit Anfang des Jahres Rentnerin. Ich habe während meiner Berufslaufbahn bereits Einblicke in die Pflege bekommen, da ich unter anderem in der Verwaltung eines Pflegedienstes und eines Pflegeheims gearbeitet habe. Durch meine Arbeit an der Rezeption hatte ich engen Kontakt zu vielen pflegebedürftigen Personen und habe vor Ort viel gesehen und erlebt. Als mein Vater vor einigen Jahren im gemeinsamen Urlaub stürzte, musste ich mich immer mehr mit dem Thema Pflege auseinandersetzen und begann mich um ihn zu kümmern.

Wie war deine Pflege-Situation?

Nachdem mein Vater im Urlaub gestürzt war und sich den Fuß gebrochen hatte, konnte er nur noch schlecht laufen und war dadurch stark eingeschränkt. Nach dem Sturz war er deshalb auf die Hilfe eines Gehstocks angewiesen, den er lange Zeit aus Stolz verweigert hatte.

Während dieser Zeit fuhr ich mehrmals pro Woche zu ihm, um Einkäufe vorbeizubringen und ihm Haushaltsaufgaben, wie z.B. die Wäsche waschen, abzunehmen. Hin und wieder habe ich ihn auch zu uns nach Hause geholt, damit wir als Familie gemeinsam essen konnten und er nicht alleine war. Mir war es generell wichtig, dass er bei allen familiären Zusammenkünften dabei war, weil vor allem auch meine Kinder ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Opa hatten.
Durch einen Bandscheibenvorfall hat sich seine Situation nur wenige Monate später verschlimmert. Bei einem Arztbesuch wurde entschieden, dass er operiert werden muss.

Es war sehr belastend für mich zu sehen, dass es ihm nach der Operation noch schlechter ging, wo es doch eigentlich bergauf gehen sollte. So wurde mir während des Krankenhausaufenthaltes mitgeteilt, dass er nicht mehr alleine leben kann und auf professionelle Hilfe angewiesen ist. Ich fühlte mich in dieser Situation überfordert und hilflos.
Mein Vater hatte mir immer versichert, dass ein Heimplatz für ihn in Ordnung sei, da er niemandem zur Last fallen möchte. Ich konnte mich trotzdem nur schweren Herzens dazu entscheiden, ihn in ein Pflegeheim unterzubringen. Da ich jedoch in Vollzeit berufstätig war und zwei kleine Kinder alleine erziehen musste, sah ich keine Option, meinen Vater zu Hause zu pflegen. Ab diesem Zeitpunkt hat mich täglich ein schlechtes Gewissen geplagt. Meine Kinder und ich besuchten ihn mehrmals pro Woche, um mit ihm Zeit zu verbringen und ihm Leckereien mitzubringen, da er das Essen im Heim nicht mochte.

Es machte mich traurig, meinen Vater zu sehen, wie er seinen letzten Lebensabschnitt verbringen musste, auch wenn ich häufig bei ihm war. Es kam nicht selten vor, dass ich meine Entscheidung hinterfragt habe, ihn in einem Pflegeheim unterzubringen, zumal er sich dort nicht wohlgefühlt hat.

Heute würde ich wahrscheinlich eine andere Entscheidung treffen.

Was spricht für die häusliche Pflege?

Rückblickend würde ich sagen, dass es für meinen Vater wesentlich leichter gewesen wäre, in seiner gewohnten Umgebung zu leben. Er hat sich im Pflegeheim nie wohl gefühlt, zumal er eher ein introvertierter Mensch war. Ich hatte zu viel Angst und Respekt vor der Aufgabe, meinen Vater zu Hause zu pflegen, obwohl er sehr bescheiden war. Ich denke aber es ist eine Aufgabe, in die man hineinwächst. Im Nachhinein habe ich häufig gedacht, dass ich es vielleicht doch hätte versuchen sollen. Mein Vater und ich hatten ein enges Verhältnis zueinander und er hat mir gerne Geschichten von früher erzählt, was immer schön war. Wir hätten viel Zeit miteinander verbringen können, was unsere Bindung noch weiter gestärkt hätte.

Deine 3 Tipps für die häusliche Pflege

  1. Pflege-Situation vorab besprechen: Viele Angehörige werden von einer plötzlichen Pflegesituation übermannt. Ich empfehle, dass man mit seinen Eltern darüber spricht, wie diese sich ihr Leben im Alter vorstellen. Wichtige Fragen wie „Wo möchtest leben?“, „Wie stellst du dir die Pflege vor?“ Und „Wie möchtest du beerdigt werden?“ Sollten unbedingt geklärt werden.
  2. Gemeinsame Zeit verbringen: Ob im Pflegeheim oder zuhause: Verbringe mit deinen Angehörigen so viel Zeit wie du kannst. Du schenkst Aufmerksamkeit und Gesellschaft und bekommst dafür so viel zurück.
  3. Frühzeitig Informationen und Unterstützung einholen: Es hätte mir damals sehr geholfen, wenn ich gewusst hätte, wie ich einen Pflege-Antrag stellen muss oder einen Heimplatz finden kann. Ich würde empfehlen, sich rechtzeitig zu informieren, um zumindest ein wenig vorbereitet zu sein.

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