Zwischen Fürsorge & Herausforderung

Wie Karin die Pflege ihrer Schwiegermutter meisterte

Die Pflege eines Zugehörigen ist eine Herausforderung und eine Bereicherung zugleich - man entdeckt Stärken in sich, die man nie vermutet hätte.

Karin

Wer bist du?

Mein Name ist Karin, ich bin 59 Jahre alt, Steuerfachfrau und lebe in Brandenburg. Vor meiner Pflegesituation hatte ich nur indirekt Bezug zur Pflege, da ich in der Verwaltung eines Hospizes arbeite. Meine Arbeit als pflegende Angehörige begann mit dem Sturz meiner Schwiegermutter in ihrer Wohnung.

Wie war deine Pflege-Situation?

Ich habe meine Schwiegermutter gepflegt, weil sie nach einer Krankenhaus-Odyssee nicht mehr allein zu Hause leben konnte. Es war für mich und meinen Mann eine spontane, aber klare Entscheidung. Meine Schwiegermutter fühlte sich im Krankenhaus, aber auch in der Reha & Kurzzeitpflege allein gelassen. Sie war ein mitteilsamer, aber auch ängstlicher Mensch, nur zu den Anwendungen in der Reha kam sie unter Leute und konnte sich ein wenig mit anderen Menschen austauschen. Keiner kannte ihr Wesen so wie wir, und so wussten wir sofort, dass es sehr „interessant“ werden würde, mit ihr zusammenzuleben. Aber wir wollten für sie da sein und unserer Auffassung von einem liebevollen Zuhause gerne mit ihr leben. Wir hatten Mitgefühl mit ihr, aber niemals Mitleid. Darin besteht ein großer Unterschied und das haben wir auch oft abends resümiert, wenn der Tag sich dem Ende neigte.  Mein Mann und ich tauschten uns stets aus und koordinierten die morgendlichen Termine, sodass wir immer zufrieden einschlafen konnten. Mein Pflegeteam bestand aus meinen Eltern, Nachbarn, Freunden und natürlich meinem Mann. Besonders hilfreich war die Facebook-Gruppe 'Pflegende Angehörige' , in der ich viele Fragen beantwortet bekam. Außerdem entwickelten zwei tolle Frauen gerade die fabel-App, mit der ich alle Helfer bestens koordinieren konnte. Für meine mentale Gesundheit habe ich regelmäßig Sport getrieben. Dank guter Organisation konnte ich auch weiterhin meiner Arbeit nachgehen, ebenso wie mein Mann. 

Ich hatte das Glück, meinen Kollegen im Hospiz viele Fragen stellen zu können.
Als ich meine Schwiegermutter pflegte, kam es häufig zu schwierigen Situationen, in denen ich ihr Verhalten nicht einordnen konnte.

Der Rat einer Kollegin, einer tollen Krankenschwester, ist dabei unvergessen geblieben. Sie sagte: „Liebe Karin, jeder Mensch hat alle Anteile in sich, die guten und die schlechten, die feinen und die groben, die gemeinen und die liebevollen, alle Gegensätze sind in unserer Person vereint. Wenn wir im bewussten Leben recht „einseitig“ leben und die gegensätzlichen Anteile nicht ausleben bzw. sie geschickt verdrängen, kann es gut sein, dass wir in einem Lebensabschnitt, wo wir nicht mehr ganz Herr unserer Sinne sind, diese Anteile aus uns herausbrechen. Vielleicht erlebst Du das gerade mit deiner Schwiegermutter.“ Diese Aussage hat mir damals sehr geholfen.

Was spricht für die häusliche Pflege?

Die häusliche Pflege hat mich viel über mich selbst gelehrt. Ich musste lernen, Geduld und Gelassenheit zu üben, obwohl ich eigentlich ein perfektionistischer und ungeduldiger Typ bin. Es war auch eine Herausforderung, meinen Ekel in bestimmten Situationen zu überwinden. Schwierig war es, mich nicht über die Verschlossenheit meiner Schwiegermutter zu ärgern, da sie zu anderen freundlicher war als zu denen, die sie direkt pflegten. Meine Hoffnung war immer, dass sich das auflöst, aber das geschah nicht. Manchmal fand ich das respektlos, konnte aber an mir arbeiten und später vieles mit Humor nehmen. Ich bin stolz darauf, dass wir ihren Wunsch, nie in ein Pflegeheim zu müssen, erfüllen konnten und dass wir eine sehr gute Patientenverfügung erstellen konnten, die ihr und uns gleichermaßen entsprach.

Wenn man spürt, dass man nicht genug Menschenliebe in sich hat, kann man nicht pflegen. Da sollte man auch ehrlich sich selbst und dem Anderen gegenüber sein. Wenn man trotzdem pflegt, kann das eine Katastrophe für alle Beteiligten werden.

Es ist sehr wichtig, sich für das Thema zu interessieren und zu informieren, denn es gibt viele hilfreiche Möglichkeiten und Menschen. Ein gutes Netzwerk ist ALLES, dargebotene Hände sollte man annehmen und auch Geld, wenn Anspruch darauf besteht. 

Es gibt viele Ehrenamtliche, die sich selbst auch Gutes tun, indem sie anderen Menschen hilfreich zur Seite stehen. Ehrenamtliche haben ein großes Benefit: Wenn sie ihre Zeit schenken, machen sie sich selbst auch glücklich, indem sie helfen. Das weiss ich aus eigener Erfahrung, denn ich bin auch ehrenamtlich als Patientenfürsprecherin in einem Brandenburger Krankenhaus unterwegs.

Deine 3 Tipps für die häusliche Pflege

  1. Gut vernetzen:  Trete der Facebook-Gruppe 'Pflegende Angehörige' bei und nutze den Verein, um eine Lobby zu haben. Mit 12 EUR jährlich kann man nichts falsch machen und es hilft, eine starke Gemeinschaft zu haben, denn die Politik ist nicht immer hilfreich für uns sorgende Menschen. 
  2. Strukturen schaffen: Nutze digitale Tools wie die fabel-App, um alle Helfer zu koordinieren und den Alltag zu organisieren. Ein gut organisierter Pflegeplan und feste Routinen sind essentiell. 
  3. Selbstfürsorge nicht vergessen: Treibe Sport und nehme dir regelmäßig Auszeiten für deine mentale Gesundheit. Ein gut organisiertes Umfeld ist entscheidend, damit man langfristig leistungsfähig bleibt.

Zum Abschluss möchte ich mein Credo im Leben teilen: Sei ein Leuchtturm, keine Kerze.

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