Pflegegrade einfach erklärt So funktioniert die Einstufung in Deutschland

Pflegebedürftigkeit betrifft viele Menschen – sei es durch Alter, Krankheit oder einen Unfall. Um sicherzustellen, dass Betroffene die richtige Unterstützung erhalten, gibt es in Deutschland das System der Pflegegrade. Doch wie genau wird entschieden, welchen Pflegegrad jemand bekommt? In diesem Artikel erklären wir dir verständlich, wie Pflegegrade berechnet werden und was dahintersteckt.

Was sind Pflegegrade überhaupt?

Pflegegrade dienen der Einstufung des individuellen Pflegebedarfs einer Person. Sie zeigen auf, wie selbstständig jemand noch ist – körperlich, geistig und psychisch – und legen fest, wie viel Unterstützung durch Pflegekräfte oder Angehörige nötig ist. Insgesamt gibt es fünf Pflegegrade:

Pflegegrade

Pflegegrad

Bedeutung

Pflegegrad 1

geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit

Pflegegrad 2

erhebliche Beeinträchtigung

Pflegegrad 3

schwere Beeinträchtigung

Pflegegrad 4

schwerste Beeinträchtigung

Pflegegrad 5

schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen an die Pflege

Wer entscheidet über den Pflegegrad?

Der Antrag auf Pflegeleistungen wird bei der zuständigen Pflegekasse gestellt. Anschließend beauftragt die Kasse den Medizinischen Dienst (MD), der einen Begutachtungstermin vereinbart. Bei privat Versicherten übernimmt dies Medicproof. Die Begutachtung findet meist zuhause statt.

Die Grundlage: Das Neue Begutachtungsassessment (NBA)

Das NBA ist ein standardisiertes Verfahren, mit dem die Selbstständigkeit einer Person in sechs Lebensbereichen geprüft wird. Dabei geht es nicht nur um körperliche Einschränkungen, sondern auch um kognitive, psychische und soziale Aspekte.

Die sechs Module des NBA:

Modul

Inhalt

1. Mobilität

z. B. Aufstehen, Gehen, Treppensteigen

2. Kognitive & kommunikative Fähigkeiten

z. B. Orientierung, Entscheidungen treffen

3. Verhaltensweisen & psychische Problemlagen

z. B. nächtliche Unruhe, Ängste

4. Selbstversorgung

z. B. Waschen, Anziehen, Essen

5. Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen

z. B. Medikamente, Therapien

6. Gestaltung des Alltags & sozialer Kontakte

z. B. Tagesstruktur, Gespräche führen

So fließen die Module in die Bewertung ein

Die Ergebnisse aus den sechs Modulen werden unterschiedlich gewichtet. Dabei haben die Bereiche, die für den Alltag besonders entscheidend sind, das größte Gewicht. Hier findest du eine Übersicht dazu:

  • Modul 1 (Mobilität): 10 %
  • Modul 2 oder 3 (je nach höherer Punktzahl): 15 %
  • Modul 4 (Selbstversorgung): 40 %
  • Modul 5 (Umgang mit Krankheiten): 20 %
  • Modul 6 (Alltag & soziale Kontakte): 15 %

Aus diesen Werten ergibt sich eine Gesamtpunktzahl zwischen 0 und 100. Je höher der Wert, desto höher ist auch der daraus resultierende Pflegegrad.

Die Pflegegrade im Überblick:

Punkte gesamt

Pflegegrad

12,5 – <27

Pflegegrad 1

27 – <47,5

Pflegegrad 2

47,5 – <70

Pflegegrad 3

70 – <90

Pflegegrad 4

90 – 100

Pflegegrad 5

Ein Beispiel aus der Praxis

Frau M. hat Schwierigkeiten beim Gehen, kann sich nicht mehr selbstständig anziehen und leidet unter Orientierungslosigkeit. Zudem ist die regelmäßige Einnahme von Medikamenten notwendig. Diese Einschränkungen werden in mehreren Modulen bewertet und ergeben insgesamt rund 65 Punkte. Das entspricht Pflegegrad 3.

fabel-Tipp: Wenn du dich auf die Begutachtung vorbereiten möchtest, kannst du im Vorfeld das Pflegejournal oder unseren Pflegegradrechner in der fabel App nutzen. So bekommst du eine erste Einschätzung über den voraussichtlichen Pflegegrad und kannst die Begutachtung aktiv begleiten. Ganz wichtig hierbei: Sei ehrlich, was den Pflegeaufwand angeht, denn nur so kann auch eine richtige Bewertung erfolgen.

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